Streik an der Medizinischen Hochschule Hannover – Einblicke und Hintergründe

Wie kam es zu der aktuellen Streiksituation?

Die aktuelle Streiksituation ist das Resultat einer längeren Entwicklung, die nicht nur die MHH betrifft, sondern das gesamte deutsche Gesundheitssystem. Es gibt einen zunehmenden Fachkräftemangel und durch den demografischen Wandel wird sich die Belastung in den kommenden Jahren noch verschärfen. Immer mehr Patient:innen müssen versorgt werden, während viele erfahrene Pflegekräfte aus Altersgründen aus dem Beruf ausscheiden. Diese doppelte Herausforderung, gepaart mit ständig steigenden Arbeitsanforderungen führt zu einer Überlastung der Pflegekräfte.

An der MHH fordern die Mitarbeitenden nun einen Tarifvertrag Entlastung, um bessere Arbeitsbedingungen zu garantieren. „Gute Versorgung braucht gute Arbeitsbedingungen“, betont Burkhard im Gespräch. Es geht nicht nur um eine gerechte Bezahlung, sondern auch um feste Regelungen, die die Arbeitsbelastung begrenzen und eine nachhaltige Versorgung gewährleisten sollen.

Studie “Ich pflege wieder, wenn...” | Arbeitnehmerkammer Bremen
Arbeitnehmerkammer Bremen - Kammer der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Lande Bremen.
Zum Internationalen Tag der Pflegenden: Krankenstand bei Pflegekräften erneut auf Rekordhoch | Die Techniker - Presse & Politik
Eine aktuelle TK-Auswertung anlässlich des Internationalen Tags der Pflegenden am 12. Mai zeigt: Pflegekräfte waren im vergangenen Jahr länger krankgeschrieben als je zuvor.

Was fordern die Mitarbeitenden?

Die zentrale Forderung der Streikenden an der MHH ist ein Tarifvertrag zur Entlastung, der nicht nur die Pflegekräfte betrifft, sondern auch andere Berufsgruppen wie Physiotherapeut:innen, Laborpersonal und Transportdienste. Ein ähnlicher Tarifvertrag existiert bereits an 21 anderen Kliniken in Deutschland, darunter die Charité in Berlin.

Die wichtigsten Punkte, die die Streikenden fordern, sind unter anderem eine bessere und geregelte Personalausstattung sowie einen Ausgleich bei Überlastungen.

Wir wollen feste Regelungen für unsere Arbeitsbedingungen, weil wir glauben, dass eine gute Versorgung auch gute Arbeitsbedingungen braucht." - Burkhard Sohn, M.Sc.
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Der Widerstand von Arbeitgeberseite

Ein großer Teil der Verhandlungen findet mit dem Präsidium der MHH und dem niedersächsischen Wissenschaftsminister Falco Mohrs statt, da die MHH als Landesbetrieb direkt dem Ministerium unterstellt ist. Bisher zeigten sich die Arbeitgeberseite und die Politik jedoch wenig kompromissbereit. In den Verhandlungen wurden oft rechtliche Hürden angeführt, etwa dass bestimmte Regelungen nicht in Tarifverträge aufgenommen werden könnten. Dies führte zu Frustration unter den Mitarbeitenden, da ihre Belastung anerkannt wurde, aber kaum konkrete Lösungen angeboten wurden.

Ein weiteres Hindernis stellt die Tarifgemeinschaft der Länder (TDL) dar, in der die MHH Mitglied ist. Die TDL verbietet es ihren Mitgliedern, eigene Tarifverträge abzuschließen. Dies wird von der Politik häufig als Argument genutzt, um sich gegen Verhandlungen zu sträuben.

Die nächsten Schritte

In der Auseinandersetzung mit Verdi um Entlastungsmaßnahmen für die MHH-Beschäftigten in der Krankenversorgung sowie um eine Verbesserung der Ausbildung für Fachberufe des Gesundheitswesens haben sich die MHH und das für die MHH zuständige Wissenschaftsministerium mit der Gewerkschaft in der vergangenen Woche darauf geeinigt, in dieser Woche miteinander inhaltliche Gespräche aufzunehmen. Die für den 12.09.2024 anberaumte mündliche Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Hannover hat deshalb nicht stattgefunden. Die Beschäftigten der MHH streiken in der Zeit vom 16.-18.09.2024 für ihre Forderungen.

Fazit

Der Streik an der MHH ist Teil einer bundesweiten Bewegung, die auf die dringenden Probleme im Gesundheitssystem aufmerksam macht. Die Pflegekräfte und andere Mitarbeitende fordern nicht nur faire Löhne, sondern vor allem eine Entlastung im Arbeitsalltag, um die Patient:innenversorgung zu sichern und ihre eigene Gesundheit zu schützen. Wie sich die Verhandlungen entwickeln, bleibt abzuwarten, doch die Entschlossenheit der Beteiligten ist deutlich zu spüren.

Für mehr Informationen und aktuelle Updates könnt ihr den Instagram-Kanal „Krankenhausbewegung MHH“ besuchen oder in den Podcast „Klinik Klartext: Operation Entlastung“ reinhören.


Veranstaltungshinweis

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Am 24. und 25. Oktober 2024 findet der „6. Deutsche Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie“ im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin statt. Weitere Informationen unter: https://www.patientensicherheit2024.de/

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