Berufsstolz in der Pflege: Bedeutung, Herausforderungen und Strategien zur Stärkung
Berufsstolz beschreibt das Gefühl beruflicher Selbstachtung und den bewussten Stolz auf die eigenen Leistungen. Besonders in der Pflege ist der Berufsstolz von zentraler Bedeutung, da Pflegekräfte oft mit schwierigen Arbeitsbedingungen, geringer gesellschaftlicher Anerkennung und hoher Belastung konfrontiert sind. Ein gestärkter Berufsstolz in der Pflege ist jedoch essenziell, um die Motivation der Pflegenden zu steigern, qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten und den wachsenden Anforderungen der modernen Pflege gerecht zu werden.
Definition und Bedeutung von Berufsstolz in der Pflege
Der Berufsstolz in der Pflege umfasst sowohl kognitive als auch emotionale Komponenten. Auf der kognitiven Ebene bedeutet Berufsstolz, sich des eigenen pflegerischen Wissens und der professionellen Standards bewusst zu sein, nach denen gehandelt wird – beispielsweise dem ICN-Kodex. Pflegende übernehmen Verantwortung für ihre Patient:innen und orientieren sich dabei an professionellen Vorgaben. Auf emotionaler Ebene zeigt sich Berufsstolz in der Selbstwirksamkeit: dem Gefühl, dass die eigene Arbeit einen positiven Unterschied macht.
Pflegekräfte empfinden besonders dann Berufsstolz, wenn sie sehen, dass ihre Pflege individuell auf die Bedürfnisse der Patient:innen abgestimmt ist und zu positiven Gesundheitsergebnissen führt. Dies spiegelt sich oft in verbesserten Gesundheitszuständen oder der Zufriedenheit von Bewohner:innen in Pflegeeinrichtungen wider.
Herausforderungen für den Berufsstolz in der Pflege
Trotz seiner Bedeutung gibt es zahlreiche Herausforderungen, die den Berufsstolz in der Pflege schwächen. Ein Hauptfaktor ist die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung. In Ländern wie Deutschland wird der Pflegeberuf oft nicht auf Augenhöhe mit anderen Gesundheitsberufen gesehen. Während Ärzt:innen häufig im Vordergrund stehen, bleiben die Leistungen der Pflegekräfte im Hintergrund.
Dazu kommen schwierige Arbeitsbedingungen wie Personalmangel, Überlastung und unzureichende Bezahlung, die den Beruf für viele unattraktiv machen. Diese Faktoren führen zu einem geringeren Selbstwertgefühl und können zu einem „Jammerkreislauf“ führen, in dem Pflegekräfte sich gegenseitig in ihrer negativen Wahrnehmung bestärken.
Berufsstolz versus Pflegestolz
Es ist wichtig, zwischen Berufsstolz und Pflegestolz zu unterscheiden. Berufsstolz bezieht sich auf die berufliche Identität und professionelle Standards von Pflegekräften. Pflegestolz hingegen kann auch von Laien empfunden werden, etwa von Personen, die stolz darauf sind, Angehörige zu pflegen. Berufsstolz ist kollektiver und wird durch Berufsverbände und Pflegekammern gestärkt, während Pflegestolz eher individuell ist.
Die Rolle der Akademisierung und Berufsverbände
Die Akademisierung spielt eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Berufsstolzes. Pflegekräfte mit einer akademischen Ausbildung entwickeln ein tieferes Berufsidentitätsgefühl und verfügen über ein besseres Verständnis der theoretischen und praktischen Grundlagen ihres Berufs. Dieses Wissen stärkt ihr Selbstbewusstsein und ihren Berufsstolz.
Auch Berufsverbände und Pflegekammern tragen entscheidend zur Förderung des Berufsstolzes bei. In Ländern wie Norwegen, wo nahezu 100 % der Pflegekräfte in Pflegekammern organisiert sind, ist der Berufsstolz deutlich ausgeprägter. Die Mitgliedschaft in solchen Organisationen fördert das Gemeinschaftsgefühl und ermöglicht es Pflegekräften, ihre Interessen kollektiv zu vertreten.
Strategien zur Stärkung des Berufsstolzes
Es gibt verschiedene Ansätze, um den Berufsstolz in der Pflege zu stärken. Ein zentraler Punkt ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Länder, in denen Pflegekräfte faire Löhne erhalten und nicht überlastet werden, verzeichnen einen höheren Berufsstolz.
Ein weiterer Faktor ist die Unterstützung durch das Management und Praxisanleiter:innen. Diese können durch positives Feedback und Vorbildfunktion dazu beitragen, dass Pflegekräfte ihren Beruf mit Stolz ausüben. Ein offener Umgang mit Fehlern, wie er beispielsweise in Japan praktiziert wird, stärkt das Selbstwertgefühl der Pflegekräfte und fördert den Berufsstolz.
Fazit
Berufsstolz in der Pflege ist ein entscheidender Faktor für die Motivation und die Qualität der Arbeit von Pflegekräften. Angesichts der herausfordernden Arbeitsbedingungen und der oft geringen gesellschaftlichen Anerkennung ist es unerlässlich, den Berufsstolz in der Pflege durch bessere Ausbildung, Berufsverbände und ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu stärken. Nur so können Pflegekräfte ihre wichtige Rolle im Gesundheitssystem mit Stolz und Selbstbewusstsein ausfüllen.
Zum Gast
Shownotes
- Elevator Pitch Expertise Pflege Selbstdarstellung (YouTube.com)
- Quernheim G & Zegelin A (2020). Berufsstolz in der Pflege. Das Mutmachbuch. Hogrefe: Bern (Hogrefe.com)
- Bernice Buresh, Suzanne Gordon: Der Pflege eine Stimme geben. Was Pflegende wie öffentlich kommunizieren müssen. Verlag Hans Huber (Bern, Göttingen, Toronto, Seattle) 2006 (Hogrefe.com)
- Professionalisierung der Pflege – vom Hilfsberuf zur evidenzbasierten Heilkunde? (Thieme-connect.com)
- Angelika Abt-Zegelin, Martin W. Schnell (Hrsg.): Sprache und Pflege. Verlag Hans Huber (Bern, Göttingen, Toronto, Seattle) 2005. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. 158 Seiten (Amazon.de)
- Schiff, Sonja (2020). Magische Momente in der Altenpflege - Plädoyer für eine empathische gefühlsbetonte Altenpflege. Springer-Verlag Berlin Heidelberg (springer.com)
- Rogalski H, Dreier A, Hoffmann W, Oppermann R F (2012). Zukunftschance Pflege–von der Professionalisierung zur Restrukturierung des Aufgabenfeldes. Pflege 25 (1), 11-21. (Hogrefe.com)
- Pflegeberufegesetz (Bundesgesundheitsministerium.de)
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- Pflegeprozessplanung als Vorbehaltstätigkeit (springerpfpflege.de)
- Ciesinger, K.-G., Fischbach, A., Klatt, R. & Neuendorff, H. (Hrsg)(2011). Berufe im Schatten. Berlin: Lit Verlag. (Lit-verlag.de)
- Fuchs-Frohnhofer, P., Isfort, M., Wappenschmidt-Krommus, E., Duisberg, M., Neuhaus, A., Rottländer, R., Brauckmann, A. & Bessin, C. (Hrsg.) (2012). PflegeWert: Wertschätzung erkennen – fördern – erleben. Köln: Kuratorium Deutsche Altershilfe. (Amazon.de)
- Scharfenberg, E. & Teglas, I. (2019). Pflege ist stark!: Gelebte Ideen und Zukunftsimpulse. Hannover: Vincentz. (mabuse-verlag.de)
- Berufsstolz ist lernbar (pflege-professionell.at)
- Bullshit Jobs: Vom wahren Sinn der Arbeit (amazon.de)
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