Mobilität und Bettlägerigkeit: Ein zentraler Aspekt der Pflege
Mobilität spielt eine Schlüsselrolle in der Pflege, und die Verhinderung von Bettlägerigkeit ist eine der wichtigsten Aufgaben von Pflegefachkräften. Häufig wird Bettlägerigkeit als unvermeidbare Folge des Alters oder schwerer Krankheiten gesehen. Dabei übersehen viele, dass Bettlägerigkeit ein vermeidbarer Prozess ist, der durch gezielte Maßnahmen verhindert oder sogar umgekehrt werden kann. In diesem Artikel erfährst du, was Bettlägerigkeit bedeutet, welche Herausforderungen damit verbunden sind und welche Strategien zur Förderung der Mobilität Pflegekräfte nutzen können.
Was ist Bettlägerigkeit?
Bettlägerigkeit beschreibt verschiedene Stadien der Immobilität. Manche Patient:innen können sich noch eingeschränkt bewegen, verbringen aber die meiste Zeit im Bett oder im Rollstuhl. Andere sind vollständig bettlägerig und verlassen das Bett nur selten oder gar nicht mehr. Laut Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin ist der Prozess des „Bettlägerigwerdens“ oft schleichend und beginnt nach einem Krankenhausaufenthalt oder einem Sturz. Der Verlust der Mobilität führt zu zunehmender Abhängigkeit von Pflegekräften und einer Einschränkung des Bewegungsspielraums. Dieser Prozess hat nicht nur körperliche, sondern auch psychische und soziale Folgen.
Folgen der Bettlägerigkeit
Die Verlust der Mobilität hat weitreichende Konsequenzen. Betroffene sind zunehmend von Pflegekräften abhängig, was ihre Selbstbestimmung und Lebensqualität massiv einschränkt. Bettlägerigkeit kann zu einem Gefühl des „Festgenageltseins“ führen, das sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit negativ beeinflusst. Körperliche Folgen wie eine Verschlechterung des Kreislaufs, Muskelschwund und ein schwächeres Immunsystem stellen nur einige der Risiken dar. Studien zeigen, dass bereits wenige Tage im Bett messbare Veränderungen im Körper hervorrufen können.
Bettlägerigkeit und Krankenhausaufenthalte
Ein Krankenhausaufenthalt kann den Beginn der Bettlägerigkeit markieren, insbesondere bei älteren Patient:innen. Zegelin betont, dass die Mobilisierung von Patientin vielen Krankenhäusern vernachlässigt wird. Patientliegen oft zu lange im Bett, was zu einem schnellen Muskelabbau führt. Die erste Mobilisation nach einer Operation oder einem längeren Aufenthalt ist entscheidend, aber oft fehlt es an Zeit und Personal, um sie gut zu begleiten.
Mobilitätsförderung in der Langzeitpflege
Auch in der Langzeitpflege gibt es Herausforderungen bei der Mobilitätsförderung. Viele Bewohner:innen verbringen zu viel Zeit im Rollstuhl und verlieren dadurch ihre Fähigkeit zur selbstständigen Bewegung. Zegelin beschreibt diesen Zustand als „Ortsfixierung“, bei dem die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, sich ohne Hilfe fortzubewegen. Der Personalmangel und das fehlende Wissen über Bewegungsförderung tragen dazu bei, dass die Mobilität von Bewohnerhäufig nicht ausreichend gefördert wird.
Strategien zur Förderung der Mobilität
Angelika Zegelin hat in ihren Projekten erfolgreiche Strategien zur Mobilitätsförderung entwickelt, darunter das Drei-Schritte-Programm. Hierbei werden Patient:innen bei jedem Transfer ermutigt, drei Schritte zu gehen, um ihre Mobilität schrittweise zu verbessern. Diese Methode ist einfach umsetzbar, erfordert aber die Unterstützung des gesamten Pflegeteams. Eine weitere erfolgreiche Strategie ist die Biografieorientierung, bei der die individuellen Vorlieben der Bewohnerin die Bewegungsförderung integriert werden.
Hoffnungsspaziergang: Ein innovatives Mobilitätsprogramm
Ein weiteres Projekt ist der Hoffnungsspaziergang, bei dem Patient:innen durch das Krankenhaus geführt werden und an verschiedenen Stationen ermutigende Botschaften lesen können. Diese Kombination aus Mobilisierung und emotionaler Unterstützung hat sich als sehr erfolgreich erwiesen und wird auch in einigen Altenheimen durchgeführt.
Fazit
Mobilität ist ein zentraler Faktor für die Lebensqualität von Patient:innen und Bewohnerin der Pflege. Bettlägerigkeit ist kein unvermeidliches Schicksal, sondern ein Prozess, der durch gezielte Mobilitätsförderung aufgehalten oder sogar rückgängig gemacht werden kann. Pflegefachkräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Mobilität und der Verhinderung von Bettlägerigkeit. Durch Projekte wie das Drei-Schritte-Programm und den Hoffnungsspaziergang wird deutlich, dass kleine Maßnahmen große Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Betroffenen haben können.
Shownotes zur Folge
- Zegelin, Angelika (2013). Festgenagelt sein. Der Prozess des Bettlägerigwerdens. 2., erw. Auflage, Bern: Verlag Hans Huber (hogrefe.com)
- Zegelin, A. (2013). "Bettlägerig werden" - Der Prozess des Bettlägerigwerdens durch allmähliche Ortsfixierung. Pflege, 18, 281-288 (econtent.hogrefe.com)
- Dossier Mobilitätsförderung aus Die Schwester Der Pfleger (2016-2018) (bibliomed-pflege.de)
- Expertenstandard nach § 113a SGB XI "Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege", Aktualisierung 2020 (gs-qsa-pflege.de)
- Stulier, N. (2014). Ausgewählte Qualitätskriterien des Erfassungsbogens Mobilität (EBoMo). Pflegewissenschaft, 3(17), 144-155 (pflege-wissenshaft.info)
- Erfassungsbogen Mobilität ("EBoMo") (thieme.de)
- Artikel zu Klinik-/Hoffnungsspaziergängen (Stiftung-pflege.info)
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