Was ist Schulgesundheitspflege?

Schulgesundheitspflege umfasst die Betreuung von Schüler:innen in Schulen durch speziell ausgebildete Pflegekräfte. Diese sind für die Gesundheitsversorgung, die Prävention von Krankheiten und die Förderung eines gesunden Lebensstils verantwortlich. Sie leisten schnelle Hilfe bei Unfällen, betreuen Schüler:innen mit chronischen Erkrankungen und bieten psychosoziale Unterstützung.

Im folgenden Video sprechen wir über die Schulgesundheitspflege und sprechen alle wichtigen Aspekte an:

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Ein zentraler Aspekt der Schulgesundheitspflege ist die Präventionsarbeit. Schulgesundheitspflegekräfte arbeiten eng mit Lehrer:innen, Eltern und anderen Fachleuten zusammen, um Programme zu entwickeln und umzusetzen, die sich auf gesundheitliche Aufklärung und Prävention konzentrieren. Das können Workshops zur gesunden Ernährung und Bewegung sein, aber auch Initiativen zur Stressbewältigung und Suchtprävention.
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Warum Schulgesundheitspflege für die Gesundheitsförderung von Schüler:innen entscheidend ist

Die Gesundheit von Schüler:innen hat einen direkten Einfluss auf ihren schulischen Erfolg. Pflegekräfte in Schulen sorgen dafür, dass Schüler:innen bei Gesundheitsproblemen und Krankheiten schnell versorgt werden. Gleichzeitig unterstützen sie mit Programmen zur Gesundheitsförderung und Prävention, die langfristig zur Verbesserung der Schulgesundheit beitragen.
Wichtige Schwerpunkte der Schulgesundheitspflege sind:

  • Unterstützung bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Asthma
  • Psychosoziale Betreuung bei psychischen Erkrankungen oder Stress
  • Gesundheitsberatung und Förderung eines gesunden Lebensstils
"Schulgesundheitspflege bringt das große Potenzial mit, vor Ort zu gucken, was sind denn die wirklichen Bedarfe, was sind die Themen"
- Andreas Kocks

Fehlendes Gesundheitswissen

Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland verfügen nicht über das nötige Wissen, um ihre Gesundheit aktiv zu fördern. Besonders besorgniserregend ist dies bei Schüler:innen aus sozial benachteiligten Familien. Diese Gruppe weist häufig eine geringere Gesundheitskompetenz auf. Das bedeutet, dass sie weniger darüber wissen, wie sie sich gesund ernähren, Stress bewältigen oder ihre körperliche Fitness erhalten können. Ohne die richtige Unterstützung können diese Wissenslücken zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen, die nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern auch die zukünftigen Chancen dieser Kinder beeinträchtigen.

Anstieg psychischer Erkrankungen

Ein weiterer kritischer Punkt ist die psychische Gesundheit. Der Kindergesundheitsbericht 2023 zeigt, dass Jugendliche in Deutschland einem zunehmenden Risiko für psychische Erkrankungen ausgesetzt sind. Dazu gehören Depressionen, Essstörungen und Angststörungen. Diese Entwicklung hat sich während der Covid-19-Pandemie noch verschärft, was den dringenden Bedarf an zusätzlichen Unterstützungsmaßnahmen verdeutlicht. Schulgesundheitspflegekräfte können hier eine entscheidende Rolle spielen, indem sie frühzeitig eingreifen, wenn Anzeichen von psychischen Problemen auftreten. So können sie helfen, schwerwiegendere Entwicklungen zu verhindern.

Bewegungsmangel und schlechte Ernährung

Neben den psychischen Herausforderungen gibt es auch im Bereich der körperlichen Gesundheit erheblichen Handlungsbedarf. Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland bewegen sich zu wenig und ernähren sich ungesund. Fast Food, Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke dominieren oft den Speiseplan, während Obst, Gemüse und Vollkornprodukte die Ausnahme bleiben. Die Folge: Rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind übergewichtig, und fast 6 Prozent leiden an Adipositas. Diese Entwicklungen können langfristig schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und andere chronische Leiden.

Die Schule als Ort der Gesundheitsförderung

Angesichts dieser Herausforderungen wird deutlich, dass die Schule als zentraler Ort im Leben von Kindern und Jugendlichen eine wichtige Rolle bei der Gesundheitsförderung spielen kann. Die Schule bietet eine einzigartige Gelegenheit, Gesundheitskompetenz zu stärken und präventive Maßnahmen direkt in den Alltag der Schüler:innen zu integrieren.

Sofortige Hilfe vor Ort

Eine der größten Stärken der Schulgesundheitspflege ist die unmittelbare Verfügbarkeit von Gesundheitsfachkräften vor Ort. Wenn ein:e Schüler:in gesundheitliche Probleme hat, sei es ein akuter Unfall oder eine chronische Erkrankung, ist schnelle Hilfe zur Stelle. Dies reduziert nicht nur die Angst der Schüler:innen, sondern stellt auch sicher, dass gesundheitliche Probleme so früh wie möglich erkannt und behandelt werden. Diese schnelle Reaktion kann oft verhindern, dass sich kleine gesundheitliche Probleme zu größeren entwickeln.

Prävention und Gesundheitsförderung

Durch regelmäßige Aufklärung und präventive Maßnahmen können Schulgesundheitspflegekräfte aktiv dazu beitragen, dass Themen wie gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung, Stressbewältigung und die Vermeidung von Suchtverhalten im Schulalltag verankert werden. Diese Programme haben das Potenzial, langfristige gesundheitliche Probleme zu verhindern und die allgemeine Gesundheitskompetenz der Schüler:innen zu steigern. Das Wissen, das sie durch diese Programme erwerben, kann sie ein Leben lang begleiten und ihnen helfen, gesunde Entscheidungen zu treffen.

"Ich habe mich mal länger mit jemandem von der Unfallkasse unterhalten, der hat gesagt, die Schulen agieren bei Verletzungen häufig aus Angst heraus. Und dann wird sofort der Notarztwagen gerufen. Das kostet immens Geld."
- Andreas Kocks

Unterstützung bei chronischen Erkrankungen

Kinder und Jugendliche mit chronischen Krankheiten benötigen oft besondere Aufmerksamkeit und Betreuung. Eine Schulgesundheitspflegekraft kann diese Schüler:innen eng begleiten, sicherstellen, dass sie ihre Medikamente richtig einnehmen, und in Notfällen schnell reagieren. Darüber hinaus trägt die Präsenz dieser Fachkräfte dazu bei, das Verständnis und die Akzeptanz von chronischen Krankheiten unter den Mitschüler:innen zu fördern. Wenn Schüler:innen lernen, was Diabetes ist und wie Insulin verabreicht wird, fördert dies nicht nur das Verständnis, sondern auch die Inklusion in der Schulgemeinschaft. Dies ist besonders wichtig, um Ausgrenzung und Missverständnisse zu vermeiden.

Niedrigschwelliger Zugang zu Gesundheitsberatung

Für viele Schüler:innen ist der Zugang zu einer Pflegefachperson in der Schule einfacher und weniger einschüchternd als der Gang zum Arzt oder zur Ärztin. Dies gilt besonders für sensible Themen wie psychische Gesundheit, Sexualität oder familiäre Probleme. Die Schulgesundheitspflegekraft kann hier als Vertrauensperson fungieren und den Schüler:innen helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und gegebenenfalls weitere Hilfe in Anspruch zu nehmen. Diese Art der Unterstützung ist besonders wertvoll, da sie oft verhindert, dass Probleme eskalieren.

Entlastung für Lehrer:innen und Eltern

Lehrer:innen sind in erster Linie für den Unterricht verantwortlich und keine Gesundheitsspezialist:innen. Durch die Präsenz von Schulgesundheitspflegekräften können sie sich auf ihren Unterricht konzentrieren, während sie sicher sein können, dass die gesundheitlichen Bedürfnisse ihrer Schüler:innen professionell betreut werden. Auch Eltern profitieren davon, da sie die Sicherheit haben, dass ihre Kinder im schulischen Umfeld gut versorgt sind. Dies schafft Vertrauen und Entlastung im Alltag und ermöglicht es den Eltern, sich auf andere Aspekte der Erziehung zu konzentrieren.

Besseres Lernen durch Gesundheit

Gesunde Schüler:innen lernen besser. Wenn sie sich wohlfühlen und ihre gesundheitlichen Bedürfnisse erfüllt werden, können sie sich besser auf ihre schulischen Aufgaben konzentrieren. Langfristig führt dies zu besseren schulischen Leistungen und einer insgesamt positiven Schulerfahrung. Weniger Fehlzeiten, mehr Motivation und bessere Ergebnisse sind die logische Konsequenz. Die Schulgesundheitspflege trägt also nicht nur zur Gesundheit der Schüler:innen bei, sondern auch zu ihrem schulischen Erfolg.

Hör unsere Podcast-Episode mit Andreas Kocks zum Thema der Schulgesundheitspflege:

ÜG074 - Schulgesundheitspflege / School Nursing (Andreas Kocks) - Übergabe
Schulgesundheitspflege gibt es in Deutschland kaum. Dabei ist sie wichtig. Was genau das ist, erklärt Andreas Kocks.

Die Herkunft der Schulgesundheitspflege: Erfolgreiches Modell aus den USA und Skandinavien

Die Schulgesundheitspflege (oder School Nursing), hat ihre Ursprünge in den USA und Skandinavien. Dort wurde früh erkannt, dass Schulen nicht nur Orte des Lernens, sondern auch der Gesundheitsförderung sind. In diesen Ländern hat sich die Schulgesundheitspflege als effektives Modell etabliert, das die Gesundheit und das Wohlbefinden der Schüler aktiv fördert.

In Deutschland steckt die Schulgesundheitspflege noch in den Anfängen. Erste Modellprojekte in einigen Bundesländern zeigen jedoch, dass dieses Konzept auch hier großes Potenzial hat. Schulgesundheitskräfte unterstützen Schüler:innen direkt vor Ort bei gesundheitlichen Fragen, Präventionsmaßnahmen und der Betreuung von chronisch kranken Kindern. Die positiven Ergebnisse dieser Pilotprojekte könnten den Weg für eine flächendeckende Einführung der Schulgesundheitspflege in Deutschland ebnen.

Qualifikationen für Schulgesundheitspflegekräfte

Schulgesundheitspflegekräfte benötigen eine fundierte Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege. In Ländern, in denen die Schulgesundheitspflege bereits etabliert ist, sind die Pflegekräfte oft auf Hochschulniveau ausgebildet, mit einem Bachelor- oder sogar einem Masterabschluss. Studiengänge wie Pflegewissenschaft oder Gesundheitsmanagement bieten hier eine solide Basis.

Spezialisierung auf Kinder- und Jugendgesundheit

Da die Arbeit in Schulen spezielle Anforderungen stellt, sollten Schulgesundheitspflegekräfte idealerweise eine Spezialisierung im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit haben. Diese Spezialisierung befähigt sie, die gesundheitlichen Bedürfnisse von Schüler:innen aller Altersgruppen zu verstehen und darauf einzugehen. Sie lernen, wie sie mit den verschiedenen physischen und psychischen Herausforderungen umgehen, die bei Kindern und Jugendlichen auftreten können.

Kenntnisse in Prävention und Gesundheitsförderung

Ein wesentlicher Teil der Schulgesundheitspflege besteht aus präventiven Maßnahmen und Gesundheitsförderung. Schulgesundheitspflegekräfte sollten wissen, wie man präventive Programme in den Schulalltag integriert und welche Maßnahmen effektiv sind, um gesundheitliche Probleme von vornherein zu vermeiden. Dies erfordert ein tiefes Verständnis der Gesundheitsförderung und der spezifischen Bedürfnisse von Schüler:innen.

Erfahrung im Umgang mit chronischen Erkrankungen

Viele Schüler:innen leiden unter chronischen Erkrankungen wie Asthma, Diabetes oder Epilepsie. Es ist daher wichtig, dass Schulgesundheitspflegekräfte Erfahrung im Umgang mit solchen Krankheiten haben und wissen, wie sie betroffene Schüler:innen optimal unterstützen können. Sie müssen in der Lage sein, schnell und sicher zu handeln, um den Schüler:innen den Schulalltag so angenehm und sicher wie möglich zu gestalten.

Kommunikations- und soziale Kompetenz

Die Arbeit als Schulgesundheitspflegekraft erfordert hervorragende kommunikative Fähigkeiten. Schulgesundheitspflegekräfte müssen in der Lage sein, komplexe gesundheitliche Sachverhalte verständlich zu erklären, Vertrauen aufzubauen und in sensiblen Situationen angemessen zu reagieren. Dazu gehört auch die Fähigkeit, in schwierigen Gesprächen, zum Beispiel bei der Thematisierung von psychischen Problemen oder familiären Schwierigkeiten, empathisch und professionell zu agieren. Diese Fähigkeiten sind entscheidend, um eine vertrauensvolle Beziehung zu den Schüler:innen aufzubauen und ihnen die nötige Unterstützung zu bieten.

Fähigkeit zur eigenständigen Arbeit und Entscheidungsfindung

In vielen Fällen arbeiten Schulgesundheitspflegekräfte eigenständig, oft ohne unmittelbare ärztliche Unterstützung. Das bedeutet, dass sie in der Lage sein müssen, selbstständig Entscheidungen zu treffen, insbesondere in akuten Situationen. Sie müssen eine erste Diagnose stellen, die Dringlichkeit der Behandlung beurteilen und entsprechende Maßnahmen ergreifen können. Diese Unabhängigkeit ist besonders in einer schulischen Umgebung wichtig, in der oft schnelle Entscheidungen gefragt sind.

Kenntnisse in interdisziplinärer Zusammenarbeit

Schulgesundheitspflegekräfte müssen in der Lage sein, mit verschiedenen Fachdisziplinen zusammenzuarbeiten, einschließlich Lehrer:innen, Schulpsycholog:innen, Sozialarbeiter:innen und externen Gesundheitsdiensten. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist entscheidend, um eine ganzheitliche Betreuung der Schüler:innen sicherzustellen. Sie müssen in der Lage sein, effektiv zu kommunizieren und ihre Rolle in einem größeren Team zu verstehen, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Schulgesundheitspflege
Der DBfK setzt sich dafür ein, dass flächendeckend Schulgesundheitspflegende in Schulen eingesetzt werden. Denn: Sie ermöglichen Gesundheitsförderung, Prävention und Teilhabe schon im Schulalter.

Die Zukunft der Schulgesundheitspflege in Deutschland

Die Schulgesundheitspflege hat das Potenzial, sich in Deutschland zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Bildungssystems zu entwickeln. Durch die Präsenz von Pflegekräften in Schulen wird nicht nur die Gesundheitsversorgung verbessert, sondern auch die Prävention gestärkt. Expert:innen betonen, dass diese Form der Gesundheitsförderung langfristig zu besseren schulischen Leistungen und einer höheren Lebensqualität führt.
In den bestehenden Modellprojekten wurden bereits spezifische Weiterbildungen entwickelt, um Pflegekräften die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten für diese Rolle zu vermitteln. Diese Weiterbildungen umfassen in der Regel mehrere hundert Stunden und decken alle relevanten Themenbereiche ab, von der Gesundheitsförderung bis hin zu den rechtlichen Grundlagen für die Arbeit in Schulen.

HAGE e.V :: Schulgesundheitsfachkräfte in Hessen
Gesundheitsfachkräfte an Schulen (GefaS) - Gesundheitsamt Bremen
In insgesamt zwölf Schulen in Bremen und Bremerhaven werden seit Beginn des Schuljahres 2018/2019 Fachkräfte für Prävention und Gesundheitsförderung eingesetzt. Nach Auslaufen der GKV-Projektförderung Ende Januar 2021 wurden die GefaS verstetigt und in ein Regelangebot des Öffentlichen Gesundheitsdienstes überführt.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Schulgesundheitspflege auch in Deutschland auf positive Resonanz stößt. Eltern, Lehrer:innen und Schüler:innen berichten gleichermaßen von den Vorteilen, die eine fest in der Schule verankerte Pflegefachkraft mit sich bringt. Insbesondere die Möglichkeit, präventive Maßnahmen direkt im schulischen Umfeld umzusetzen, wird als großer Gewinn gesehen.

"Ich finde Schulgesundheitspflege ist die perfekte Imagekampagne für einen Pflegeberuf. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man besser Werbung für Pflege machen kann zu so langer Zeit und zu so früh, wo eine Findungsphase ist."

Andreas Kocks

Fazit: Schulgesundheitspflege als wichtiger Bestandteil des Bildungssystems

Die Schulgesundheitspflege ist mehr als nur eine Reaktion auf akute gesundheitliche Probleme. Sie stellt einen proaktiven Ansatz zur Gesundheitsförderung und zum Wohlbefinden von Schüler:innen dar. Durch die Arbeit von Schulgesundheitskräften lernen Kinder in einer sicheren und unterstützenden Umgebung, die ihre Entwicklung fördert.

Die positiven Ergebnisse aus den Modellprojekten in Deutschland zeigen, dass die Schulgesundheitspflege eine wertvolle Ergänzung des Bildungssystems sein kann. Eine flächendeckende Einführung könnte die Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen verbessern und ihnen die besten Voraussetzungen für ein gesundes, erfolgreiches Leben bieten.