Zuletzt, wie immer, die Kurznachrichten!
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Krankenhausreform: Überblick und Kritik
Die deutsche Krankenhauslandschaft steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Die Bundesregierung hat kürzlich den Entwurf des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) vorgestellt. Doch nicht jeder ist zufrieden mit den geplanten Reformen. Kritische Stimmen aus der Pflege und dem Gesundheitswesen werfen wichtige Fragen auf.
Ein Rückblick auf den Weg zur Krankenhausreform
Ende 2022 legte die Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung erste Vorschläge vor. Diese enthielten Pläne für verschiedene Versorgungslevel (Level 1-3 Kliniken sowie Level 1i Kliniken). Doch schon Mitte 2023 wurde der Referentenentwurf aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) stark verändert vorgestellt. Die ursprünglichen Empfehlungen, insbesondere zur Rolle der Pflegefachkräfte, wurden erheblich abgeschwächt.
Die zentralen Ziele der Reform
Der aktuelle Gesetzesentwurf verfolgt drei Hauptziele:
- Entökonomisierung: Kliniken sollen nicht mehr nur über Fallpauschalen finanziert werden. Stattdessen wird eine Vorhaltevergütung eingeführt, die 60% der bisherigen Fallpauschalen ersetzt. Damit soll der wirtschaftliche Druck auf die Kliniken reduziert werden.
- Qualitätssicherung: Die Krankenhausleistungen werden in 65 Gruppen unterteilt. Mindestqualitätsanforderungen müssen erfüllt werden, damit Krankenhäuser die entsprechenden Leistungen anbieten dürfen.
- Entbürokratisierung: Der Dokumentationsaufwand soll reduziert werden. Strukturierte Stichprobenprüfungen ersetzen die bisherigen Einzelfallprüfungen.
Kritikpunkte aus der Pflege
Trotz intensiver Konsultationen wurden wesentliche Anliegen der Pflegeberufe ignoriert. Der Deutsche Pflegerat (DPR) kritisiert, dass die berufliche Pflege marginalisiert wurde. Christine Vogler, Präsidentin des DPR, bezeichnet den Entwurf als Missachtung des Könnens der Pflegekräfte. Besonders problematisch sieht der DPR die Streichung von § 115h SGB V, der wichtige Definitionen zur medizinisch-pflegerischen Versorgung enthielt.
Klinik-Atlas: Ein Schritt zur Transparenz oder unnötige Bürokratie?
Ein weiteres großes Thema ist der kürzlich vorgestellte Klinik-Atlas. Dieses Online-Tool soll Transparenz schaffen und Patienten bei der Auswahl von Krankenhäusern unterstützen. Der Klinik-Atlas gibt Auskunft über Bettenzahl, Fallzahlen, Pflegepersonalquotienten und andere Parameter.
Funktionen und Aufbau des Klinik-Atlas
Der Klinik-Atlas bietet Informationen zu:
- Krankenhäusern und deren Standorten
- Bettenzahlen
- Fallzahlen je Fachabteilung und Behandlungsanlass
- Mindestmengen und Notfallstufen
- Pflegepersonalquotienten und Pflegekräfte pro Standort
Kritik und Reaktionen
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) bemängelt, dass der Klinik-Atlas keine zusätzlichen Informationen bietet und lediglich vorhandene Daten neu aufbereitet. Zudem seien einige Daten veraltet oder falsch dargestellt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verteidigt das Projekt und betont, dass der Klinik-Atlas ein lernendes System sei, das kontinuierlich verbessert werde.
Schließung des Instituts für Pflegewissenschaft: Ein schwerer Rückschlag
Ein schwerwiegender Rückschlag betrifft die Pflegewissenschaft: Dem Institut für Pflegewissenschaft (IPW) an der Universität Bielefeld droht die Schließung. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen plant, die Förderung des Instituts zu beenden. Dies stößt auf scharfe Kritik von Verbänden wie der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) und dem Deutschen Pflegerat. Beide betonen die unverzichtbare Rolle des IPW für die Pflegeforschung und -ausbildung.
Bedeutung des IPW
Das IPW hat sich der Forschung in der Langzeitpflege, der Entwicklung pflegewissenschaftlicher Konzepte und Instrumente, der ambulanten Pflege sowie der Nutzung digitaler Technologien in der Pflege verschrieben. Bedeutende Beiträge umfassen die Entwicklung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs und die Forschung zur pflegerischen Sterbebegleitung von Kindern.
Reaktionen auf die geplante Schließung
Die Schließung des IPW wäre ein schwerer Rückschlag für die Pflegewissenschaft in Deutschland. Verbände wie der Deutsche Pflegerat und die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft betonen die Bedeutung des Instituts und fordern die Landesregierung auf, die Finanzierung fortzusetzen oder ein neues Zentrum für Pflegewissenschaft zu gründen.
Aufruf zur Teilnahme an Umfrage zu Gewalterfahrungen gegen Pflegefachpersonen
Forschende der Alice Salomon Hochschule Berlin (u.a. Prof.Dr. Johannes Gräske) führen eine Umfrage zu Gewalterfahrungen gegen Pflegefachpersonen durch und würden sich über Eure Teilnahme freuen. Hier gehts zur Studie und weiteren Informationen.
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