Die Pflegebranche steht vor vielen Herausforderungen, nicht zuletzt aufgrund des anhaltenden Pflegepersonalmangels und der wachsenden Anforderungen an die Patient:innenversorgung. Die Pflegepersonalregelung (PPR) und deren jüngste Aktualisierung, die PPR 2.0, stehen im Zentrum einer intensiven Debatte über die Zukunft der Pflege in Deutschland.
Ein Blick zurück: Die Ursprünge der PPR
Die PPR wurde erstmals 1993 eingeführt, um auf den Pflegepersonalmangel zu reagieren, der bereits in den 1980er Jahren spürbar war. Obwohl sie seit 1997 nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben ist, diente sie vielen Krankenhäusern weiterhin als wichtige Richtlinie für die Personalbedarfsplanung. Diese Regelung war ein Versuch, den Bedarf an Pflegepersonal quantitativ zu erfassen und somit eine optimale Patient:innenversorgung sicherzustellen.
Die Geburt der PPR 2.0
Angesichts der sich wandelnden Herausforderungen im Pflegesektor und dem unvermindert hohen Bedarf an qualifiziertem Personal wurde 2019 die Entwicklung der PPR 2.0 in Angriff genommen. Ziel war es, eine aktualisierte und den heutigen Bedürfnissen angepasste Regelung zu schaffen. Die PPR 2.0 soll nicht nur eine präzisere Messung und Planung des Pflegepersonals ermöglichen, sondern auch zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege beitragen. Wir haben bereits 2020 in Folge 30 dazu berichtet.
Herausforderungen und Kritik
Die Implementierung der PPR 2.0 stieß jedoch auf Hindernisse, darunter die COVID-19-Pandemie und politische Veränderungen, die zu Verzögerungen führten. Besonders kritisch wird die Realisierbarkeit der neuen Regelung betrachtet, vor allem angesichts des bestehenden Personalmangels. Aus Bayern kam beispielsweise deutliche Kritik: Die Landesregierung sprach sich gegen die Einführung der PPR 2.0 aus, mit der Begründung, dass sie die bestehenden Probleme nicht lösen und sogar zu einer Mehrbelastung der Pflegekräfte führen könnte.
Unterstützung aus der Branche
Trotz der Kritik finden sich auch Befürworter:innen der PPR 2.0, insbesondere unter den Vertreter:innen der Pflegeberufe. Organisationen wie der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), der Deutsche Pflegerat und die Gewerkschaft ver.di unterstützen die Aktualisierung der Regelung. Sie argumentieren, dass eine moderne und an die aktuellen Bedürfnisse angepasste PPR notwendig sei, um die Qualität der Pflege zu sichern und die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte zu verbessern.
„Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Vielleicht ist der Druck bei manchen noch nicht groß genug, um die ernste Situation der gefährdeten Versorgung umfassend anzuerkennen. Eine mehrmonatige Verschiebung oder das Scheitern der Verordnung sind inakzeptabel."
- Christine Vogler
Ausblick
Die Debatte um die PPR 2.0 und deren Implementierung zeigt, wie dringlich die Suche nach effektiven Lösungen für den Pflegepersonalmangel und die Sicherstellung der Patient:innenversorgung ist. Es steht außer Frage, dass die Pflegebranche an einem Wendepunkt steht. Die Entwicklung und Einführung der PPR 2.0 könnte ein entscheidender Schritt in Richtung einer besseren Zukunft für Pflegekräfte und Patient:innen sein, doch es bedarf eines breiten Konsenses und einer sorgfältigen Planung, um die Herausforderungen erfolgreich zu meistern.
Die Diskussion um die PPR 2.0 unterstreicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Anpassung und Verbesserung der Regelungen im Pflegebereich. Nur so kann eine hohe Qualität der Patient:innenversorgung gewährleistet und dem Personalbedarf effektiv begegnet werden.
Diskussion